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Vor zwei Wochen habe ich einen Einstieg in gewaltfreie Kommunikation gegeben.
Aber wie wenden wir das in der Praxis an?

Das Modell der gewaltfreien Kommunikation beinhaltet vier Komponenten:

  1. Beobachtungen: Wir beschreiben, was jemand macht, ohne es zu beurteilen oder zu werten.
  2. Gefühle: Wir sprechen aus, wie wir uns fühlen, wenn wir die Handlung des anderen beobachten.
  3. Bedürfnisse: Wir formulieren Bedürfnisse, die hinter Gefühlen stehen.
  4. Bitten: Was wollen wir vom Gegenüber, um unsere Lebensqualität zu verbessern?


Das ist der erste Teil der gewaltfreien Kommunikation: Wir drücken diese vier Informationen klar aus. Im zweiten Schritt treten wir in Kontakt mit unserem Gegenüber und nehmen die gleichen vier Informationen von ihm auf. So entsteht Kommunikation.

Schon der erste Schritt: „Beobachten ohne zu bewerten“, ist schwierig. Versuchen Sie mal, ohne Wertung eine Beobachtung zu formulieren. Wie schnell kommt uns ein „Du kommst immer zu spät“ über die Lippen, anstatt zu sagen: „Ich beobachte seit einigen Wochen, dass Du oft zehn Minuten nach Arbeitsbeginn ins Büro kommst“.

Versehen wir die Beobachtung mit einer Wertung, fühlt sich unser Gegenüber kritisiert und hört nicht mehr, was wir sagen wollen. Besser ist es also, wertneutral das Beobachtete zu schildern; der andere wird dann bereit sein, uns zuzuhören.

Im nächsten Schritt gilt es, unsere Gefühle auszudrücken. Das ist viel komplizierter, als wir denken. Der Wortschatz, dessen wir uns bedienen, um Gefühle auszudrücken, ist begrenzt. Außerdem gebrauchen wir das Wort „fühlen“ häufig in falschem Zusammenhang: „Ich habe das Gefühl, dass Du pünktlich sein solltest“, beschreibt nicht unser Fühlen. Besser wäre hier: „Ich bin enttäuscht von Dir, weil ich fühle, dass Du meine Pünktlichkeit ausnutzt, um selbst zu spät zu kommen.“ Darin spiegelt sich unsere Verletzlichkeit wider. Bei der Konfliktlösung ist es sehr hilfreich, auch wenn viele von uns Probleme damit haben, ihre Verletzlichkeit zu zeigen.

Der dritte Schritt ist besonders schwierig: Wir sollen uns klar machen, dass die Handlungen anderer bei uns Gefühle auslösen, nicht jedoch Ursache unserer Gefühle sind. Jeder muss selbst Verantwortung für seine Reaktion übernehmen.

Wir kennen die vier Reaktionen auf Kritik: 1. Wir geben uns selbst die Schuld oder 2. anderen und 3. wir nehmen die Gefühle und Bedürfnisse von uns selbst oder 4. von anderen wahr. Die Wahrnehmung für unsere Eigenverantwortung schärfen wir, indem wir sagen: “ Ich fühle mich ausgenutzt, weil ich mich jeden Morgen abhetze, um pünktlich zu sein.“ Sprechen wir über das, was wir brauchen, steigt die Wahrscheinlichkeit, den Weg zur Erfüllung unserer Bedürfnisse zu finden. Meist liegt eines der folgenden Bedürfnisse zugrunde:

  • Autonomie (Ziele, Werte)
  • Integrität (Sinn, Selbstwert)
  • Interdependenz (Nähe, Gemeinschaft, Geborgenheit)
  • Existenz (Luft, Nahrung, Körperkontakt)
  • Spiel (Freude, Lachen)
  • spirituelle Verbundenheit (Schönheit, Harmonie, Frieden)

Da wir in einer Welt leben, in der wir verurteilt werden, wenn wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und zeigen, kann es beängstigend sein, genau das zu tun. Wir werden von unserer Umwelt gerne als egoistisch und individualistisch abgestempelt, wenn wir unsere Bedürfnisse über die anderer zu stellen. Wir haben gelernt, uns um andere zu kümmern und die eigenen Bedürfnisse zu ignorieren. In meinem Beispiel ist es zielführender, unser Gefühl so zu formulieren: „Wenn Du zehn Minuten zu spät kommst, bin ich enttäuscht, weil ich gehofft habe, dass wir uns vor dem Meeting noch kurz austauschen und vorbereiten können.“

Der letzte Schritt des Modells widmet sich der Frage, worum wir andere bitten können, damit sich unsere Lebensqualität verbessert. Ein wesentlicher Aspekt: Bedienen Sie sich einer positiven Sprache. Bitten Sie nicht um das, was Sie nicht wollen. Statt: „Ich bitte dich, nicht mehr unpünktlich zu sein“ ist besser: „Bitte sei pünktlich!“ Wir bitten bewusst: „Ich bitte Dich, vor Meetings pünktlich zu erscheinen!“ Wir bitten um Wiedergabe: „Hast Du das verstanden?“ Wir bitten um Offenheit: „Sag mir doch bitte, was Du über meine Worte denkst.“

Unserer Bitte muss natürlich nicht entsprochen werden. Wenn wir dann enttäuscht sind, haben wir keine Bitte sondern eine Forderung formuliert.

Ein schwieriger Prozess. Probieren Sie es mal aus.

Ich habe zu dem Thema vor vielen Jahren ein Seminar für leitende Angestellte und Mitarbeiter eines Unternehmens besucht; ich war als Coach zu Gast. Mitarbeiter waren zahlreich anwesend, während nur zwei der leitenden Angestellten vertreten waren. Das veranlasste mich zu der ironisch gemeinten Bemerkung: „Das ist ja toll, dass das Seminar so viel Resonanz auf Leitungsebene hat!“. Im selben Moment erkannte ich, dass ich meine Beobachtung wertend beschrieben habe. Und das, obwohl ich gerade ein Seminar über gewaltfreie Kommunikation absolviert hatte!

Ihnen wird es ähnlich gehen: Wir ertappen uns immer wieder dabei, die Regeln der gewaltfreien Kommunikation zu missachten. Aber wenn uns das auffällt, gehen wir einen Schritt in die richtige Richtung.

Fortsetzung folgt ….

Kommentare

  • Alexandra Boos

    Liebe Frau Flöckemeier,
    Ich habe Ihre Ausführung zu den 4 Schritten der GFK gelesen und bin irritiert, weil mein Verständnis zum Thema Gefühle ausdrücken und Bitten formulieren ein ganz anderes ist.
    Wenn es Sie interessiert schreibe ich Ihnen mein „Verständnis“ gerne,
    weil es mir wichtig ist die Feinheiten der GFK sehr klar zu bekommen.

    herzliche Grüße
    Alexandra Boos

  • Liebe Frau Boos,
    natürlich interessiert mich Ihre Meinung!
    Viele Grüße
    Sonia Flöckemeier

  • Alexandra Boos

    Liebe Frau Flöckmeier,
    ich freu´mich über Ihre Offenheit und ihr Interesse an meinem Verständnis der Gewaltfreien Kommunikation.-Danke!
    Gerade habe ich den Artikel aufmerksamer als gestern gelesen und mich jetzt entschieden meine Komentare in Ihren Text einzuflechten.Ich hoffe das ist so o.k. für Sie.

    Das Modell der gewaltfreien Kommunikation beinhaltet vier Komponenten:

    1. Beobachtungen: Wir beschreiben, was jemand macht, ohne es zu beurteilen oder zu werten.
    2. Gefühle: Wir sprechen aus, wie wir uns fühlen, wenn wir die Handlung des anderen beobachten.
    3. Bedürfnisse: Wir formulieren Bedürfnisse, die hinter Gefühlen stehen.
    4. Bitten: Was wollen wir vom Gegenüber, um unsere Lebensqualität zu verbessern?

    Das ist der erste Teil der gewaltfreien Kommunikation: Wir drücken diese vier Informationen klar aus. Im zweiten Schritt treten wir in Kontakt mit unserem Gegenüber und nehmen die gleichen vier Informationen von ihm auf. So entsteht Kommunikation.

    Schon der erste Schritt: “Beobachten ohne zu bewerten”, ist schwierig. Versuchen Sie mal, ohne Wertung eine Beobachtung zu formulieren. Wie schnell kommt uns ein “Du kommst immer zu spät” über die Lippen, anstatt zu sagen: “Ich beobachte seit einigen Wochen, dass Du oft zehn Minuten nach Arbeitsbeginn ins Büro kommst”.

    „Oft“ und „einige“ beschreibt eher eine Bewertung. ich würde die Beobachtung so genau wie möglich ausdrücken.

    Bsp.“In der letzten Woche bist du Di., Mi. und Freitag je 10 Minuten nach 8 h zur Arbeit gekommen.“

    Versehen wir die Beobachtung mit einer Wertung, fühlt sich unser Gegenüber kritisiert und hört nicht mehr, was wir sagen wollen.

    Ich stimme Ihnen zu, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der andere uns weiter zu hört, wenn wir die Beobachtung von unserer Bewertung trennen.

    Allerdings denke ich, dass der andere sich nicht „kritisiert fühlen“.
    Weil das kein Gefühl ist. Wir nennen das in der GFK „Pseudogefühl“.
    In der Wolfssprache werden häufig „Pseudogefühle“ verwendet. Sie drücken nichts von dem aus, was wir fühlen. Sie sagen was wir denken.
    Wenn der andere also denkt.“He, die kritisiert mich“, fühlt er sich vielleicht unsicher oder….. .

    Hier ist wichtig , Auslöser von Ursache zu trennen und die Aufmerksamkeit und Verantwortung komplett bei uns zu lassen.

    Wenn ich höre:“In der letzten Woche bist du Di., Mi. und Freitag je 10 Minuten nach 8 h zur Arbeit gekommen.“
    (Beobachtung/Auslöser)
    denke ich:“He, die kritisiert mich!“. In dem was ich denke, drückt sich meine Bewertung aus. Dadurch sind vielleicht ein oder mehrere BedürfnisSE unerfüllt.Und meine unerfüllten Bedürfnisse sind die Ursache für meine Gefühle.

    Ich fühle mich, weil ich….

    nicht
    Ich fühle mich, weil du…

    Besser ist es also, wertneutral das Beobachtete zu schildern; der andere wird dann bereit sein, uns zuzuhören.

    Im nächsten Schritt gilt es, unsere Gefühle auszudrücken. Das ist viel komplizierter, als wir denken. Der Wortschatz, dessen wir uns bedienen, um Gefühle auszudrücken, ist begrenzt. Außerdem gebrauchen wir das Wort “fühlen” häufig in falschem Zusammenhang: “Ic“Ich habe das Gefühl, dass Du pünktlich sein solltest”, beschreibt nicht unser Fühlen. Besser wäre hier:h bin enttäuscht von Dir, weil ich fühle, dass Du meine Pünktlichkeit ausnutzt, um selbst zu spät zu kommen.”
    Hier will ich Sie korrigieren. Dieses Beisspiel ist nicht besser. Weil:

    „Ich bin enttäuscht von Dir, ( ist hier ein Pseudogefühl und drückt eine Schuldzuweisung aus. Aufmerksamkeit liegt beim anderen statt bei uns selbst)

    weil ich fühle, dass Du meine Pünktlichkeit ausnutzt, (auch hier Pseudogefühl u. Schuldzuweisung. haltung ich bin o.k. u du bist nicht o.k.)

    um selbst zu spät zu kommen.” (Interpretation)

    Mein Vorschlag.“Wenn du Di, Mi und Fr je 10 minuten nach 8h zur arbeit kommst, bin ich frustriert, weil ich wert auf Pünktlichkeit lege.“

    Darin spiegelt sich unsere Verletzlichkeit wider. Bei der Konfliktlösung ist es sehr hilfreich, auch wenn viele von uns Probleme damit haben, ihre Verletzlichkeit zu zeigen.

    Der dritte Schritt ist besonders schwierig: Wir sollen uns klar machen, dass die Handlungen anderer bei uns Gefühle auslösen, nicht jedoch Ursache unserer Gefühle sind. Jeder muss selbst Verantwortung für seine Reaktion übernehmen.

    genau. Wie das geht siehe oben.

    Wir kennen die vier Reaktionen auf Kritik: 1. Wir geben uns selbst die Schuld oder 2. anderen und 3. wir nehmen die Gefühle und Bedürfnisse von uns selbst oder 4. von anderen wahr. Die Wahrnehmung für unsere Eigenverantwortung schärfen wir, indem wir sagen:

    was wir fühlen und brauchen.

    ” Ich fühle mich ausgenutzt, (Pseudogefühl, drückt aus, was wir über den anderen denken. „der nutzt mich aus“)

    weil ich mich jeden Morgen abhetze, um pünktlich zu sein.
    (Das drückt für mich noch kein Bedürfnis aus.Bedürfnis könnte Wertschätzung oder Verläßlichkeit (( auf Vereinbarungen die für alle gleichermaßen gelten)) sein.)

    ” Sprechen wir über das, was wir brauchen, steigt die Wahrscheinlichkeit, den Weg zur Erfüllung unserer Bedürfnisse zu finden. Meist liegt eines der folgenden Bedürfnisse zugrunde:

    * Autonomie (Ziele, Werte)
    * Integrität (Sinn, Selbstwert)
    * Interdependenz (Nähe, Gemeinschaft, Geborgenheit)
    * Existenz (Luft, Nahrung, Körperkontakt)
    * Spiel (Freude, Lachen)
    * spirituelle Verbundenheit (Schönheit, Harmonie, Frieden)

    Da wir in einer Welt leben, in der wir verurteilt werden, wenn wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und zeigen, kann es beängstigend sein, genau das zu tun. Wir werden von unserer Umwelt gerne als egoistisch und individualistisch abgestempelt, wenn wir unsere Bedürfnisse über die anderer zu stellen. Wir haben gelernt, uns um andere zu kümmern und die eigenen Bedürfnisse zu ignorieren.

    Hier würde es mir gefallen, das Menschenbild, das hinter der GFK liegt zu beschreiben.

    In meinem Beispiel ist es zielführender, unser Gefühl so zu formulieren: “Wenn Du zehn Minuten zu spät kommst, bin ich enttäuscht, weil ich gehofft habe, dass wir uns vor dem Meeting noch kurz austauschen und vorbereiten können.”

    Der letzte Schritt des Modells widmet sich der Frage, worum wir andere bitten können, damit sich unsere Lebensqualität verbessert. Ein wesentlicher Aspekt: Bedienen Sie sich einer positiven Sprache. Bitten Sie nicht um das, was Sie nicht wollen. Statt: “Ich bitte dich, nicht mehr unpünktlich zu sein” ist besser: “Bitte sei pünktlich!” Wir bitten bewusst: “Ich bitte Dich, vor Meetings pünktlich zu erscheinen!” Wir bitten um Wiedergabe: “Hast Du das verstanden?” Wir bitten um Offenheit: “Sag mir doch bitte, was Du über meine Worte denkst.”

    In Ihrem Beispiel wäre wohl erst eine Beziehungspflegebitte hilfreich.
    Also “Sag mir doch bitte, was Du über meine Worte denkst.”

    Unserer Bitte muss natürlich nicht entsprochen werden. Wenn wir dann enttäuscht sind, haben wir keine Bitte sondern eine Forderung formuliert.

    Ein schwieriger Prozess. Probieren Sie es mal aus.

    Ich habe zu dem Thema vor vielen Jahren ein Seminar für leitende Angestellte und Mitarbeiter eines Unternehmens besucht; ich war als Coach zu Gast. Mitarbeiter waren zahlreich anwesend, während nur zwei der leitenden Angestellten vertreten waren. Das veranlasste mich zu der ironisch gemeinten Bemerkung: “Das ist ja toll, dass das Seminar so viel Resonanz auf Leitungsebene hat!”. Im selben Moment erkannte ich, dass ich meine Beobachtung wertend beschrieben habe. Und das, obwohl ich gerade ein Seminar über gewaltfreie Kommunikation absolviert hatte!

    ich bin neugierig, bei wem Sie dieses Seminar besucht haben und wie Sie sich weiter mit der GFK beschäftigt haben.

    Ihnen wird es ähnlich gehen: Wir ertappen uns immer wieder dabei, die Regeln der gewaltfreien Kommunikation zu missachten. Aber wenn uns das auffällt, gehen wir einen Schritt in die richtige Richtung.

    jetzt würde ich gerne wissen, wie es Ihnen mit meinen Anmerkungen geht.

    Herzliche Grüße
    Alexandra Boos

  • Hallo,
    ich freue mich sehr über Ihre Kommentare und stelle dabei fest, wie schwierig das Thema tatsächlich ist.
    Das Seminar habe ich in der Grundschule meines Sohnes als Elternvertreterin mitgemacht, weil sich die Schule in ihrem Leitbild der GFK verschrieben hat und mich das Thema schon lange interessiert.
    Viele Grüße
    Sonia Flöckemeier

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